Wirtschaft - wohin?

Die Ideen Silvio Gesells sind mehr denn je aktuell

Die Wirtschaft ist ein Problemkind: Arbeitslosigkeit, steigende Staatsverschuldung, L�nder der Dritten Welt, die unter der Zinslast fast zusammenbrechen. Aber auch der Sozialstaat geht schnurstracks auf eine Krise zu. Es wird immer schwieriger, die zentral verwalteten Sozialausgaben einschlie�lich Altersvorsorge und Krankenf�rsorge zu bezahlen. Die Spannungen im sozialen Gef�ge zeigen sich am deutlichsten in der steigenden Rechtsradikalisierung, vor allem im Zusammenhang mit der Ausl�nderfrage.

Kurz und b�ndig, die soziale Marktwirtschaft ist am Ende ihres Lateins angelangt. Es fehlt offensichtlich eine menschenfreundliche Wirtschaftspolitik.

Die Hauptursachen der gegenw�rtigen Schwierigkeiten sehe ich in zwei Faktoren. Der erste ist eine strukturelle Ver�nderung des Arbeitsmarktes. Durch Rationalisierung und technischen Fortschritt ist die Witschaft heute nicht mehr imstande, Vollbesch�ftigung zu garantieren. Diese Tatsache ist von den Wirtschaftswissenschaftlern (noch) nicht erkannt worden. Der zweite Faktor ist ein exponentielles Wachstum der Schulden - und damit auf der anderen Seite der gro�en Verm�gen - das auf den ungl�cklichen Zinsmechanismus zur�ckzuf�hren ist. Es kommt n�mlich durch diesen Mechanismus zu einer Umverteilung der finanziellen Ressourcen von der Schicht der weniger Reichen zu den - wenigen - Reichen, sowie von den Entwicklungsl�ndern zu den Industriel�ndern.

Gehen wir jedoch Schritt f�r Schritt an die Sache heran. Eine gesunde Wirtschaft mu� folgendes in Betracht ziehen: Die Produktion unter Beachtung �kologischer Gesichtspunkte ist �beraus wichtig; der Zinskapitalismus mu� als sch�dlich erkannt und durch ein besseres System abgel�st werden; die tiefgreifende strukturelle Ver�nderung des Arbeitsmarktes mu� erkannt werden und die folglich notwendigen Ver�nderungen im sozialen Bereich m�ssen gut durchdacht und sodann verwirklicht werden.

Produktion - Die Produktion ist die Grundlage der Wirtschaft. Auch den Dienstleistungen muß eine gewisse Wichtigkeit zuerkannt werden, aber die weitaus größte Bedeutung hat die Herstellung von Gütern, seien sie Konsumgüter oder solche industrieller Art.

Das Privatunternehmertum, hier vor allem die Klein- und Mittelbetriebe, sind das R�ckgrat der Produktion. Die private Initiative kann weder durch den Staat noch durch das Gro�kapital ersetzt werden.

Umweltschutz -
Für das Überleben der Menschheit als Ganzes ist der Umweltschutz von ausschlaggebender Bedeutung. Es genügt aber nicht, die Umweltverschmutzer zur Rechnung zu ziehen. Wir brauchen eine neue Technologie, die von vornherein nicht umweltbelastend ist. Hiergegen sträuben sich jedoch die Energiemonopole, welche ihr ganzes Spiel auf zwei Trumpfkarten aufgebaut haben: Fossilbrennstoffe und Atomspaltung.

Zinskapitalismus -
Es gibt wohl kaum eine wirtschaftsschädlichere Einrichtung als den Zinskapitalismus. Hiermit ist nicht das Sparen Einzelner gemeint und die Anlage des Ersparten, um der inflationären Geldentwertung zu entgehen.

Mit dem Wort Zinskapitalismus bezeichnen wir die Anh�ufung von Gro�verm�gen, welche nur dort investiert werden, wo die Rendite am gr��ten ist. Diese Verm�gen wachsen "von selbst", durch den Mechanismus von Zins und Zinseszins.

Was hingegen wenig bekannt ist, ist die Tatsache, da� diese Verm�gen keineswegs von selbst wachsen, sondern da� jeder Pfennig Zinszuwachs von der arbeitenden Bev�lkerungsschicht aufgebracht werden mu�. Dies geschieht auf verstecktem Wege durch den Zinsmechanismus. Die Zahlung geschieht durch Steuern, durch Mieten, durch die Preise von G�tern aller Art. Diese Preise enthalten den automatisch abzuf�hrenden Zinsanteil, ohne da� dies offensichtlich w�re. Bei den Mieten z.B. handelt es sich um nicht weniger als 70 Prozent! Bei Warenpreisen schwankt der Zinsanteil zwischen 30 und 40 Prozent.

So wird die Umverteilung der Verm�genswerte von den Armen zu den Reichen in aller Legalit�t bewerkstelligt, denn der Zinsanteil geht nat�rlich schnurstraks zu den "Geldgebern".

Der Zinsmechanismus tr�gt au�erdem sehr zu den Schwierigkeiten des Unternehmertums bei, denn es ist fast unm�glich, Investitionskapital zu finden, au�er zu H�chstzinss�tzen. Und hier konkurriert der Staat mit hochverzinslichen Anleihen, wobei die Verzinsung dieser Staatspapiere nat�rlich aus Steuergeldern finanziert wird! Es ist also kein Wunder, da� die Steuern immer h�her werden m�ssen, denn je gr��er die Schulden, desto mehr Zins mu� letztlich aufgebracht werden und der Zins wird durch Steuern und Preise der arbeitenden Bev�lkerung abgenommen.

Strukturelle Veränderungen - Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene befindet sich die Wirtschaft in einer Übergangsphase, die von den Wirtschaftswissenschaftlern bisher nicht erkannt wurde.

Der technologische Fortschritt und die Informationsrevolution haben eine Entwicklung eingeleitet, deren Auswirkungen bisher nur schwer abzusch�tzen sind.

Es ist heute m�glich, mit weniger Arbeitsaufwand mehr herzustellen als dies noch vor zwanzig oder drei�ig Jahren der Fall war. Die Folge ist, da� die Wirtschaft nicht mehr in der Lage ist, die Vollbesch�ftigung zu garantieren. Dies wird allgemein als Krisensituation bezeichnet und die von den Experten vorgeschlagene Gegenma�nahme ist die Schaffung von Arbeitspl�tzen, wenn n�tig mit staatlichen Investitionen. Wir werden sehen, da� es auch eine andere L�sung gibt. Wir m�ssen uns nur dar�ber im Klaren sein, da� wir einer strukturellen, nicht einer konjunkturellen Krise gegen�berstehen.

Sozialer Bereich -
Die strukturelle Veränderung des Arbeitsmarktes zieht tiefgreifende Veränderungen im sozialen Bereich nach sich und diese sozialen Probleme müssen gelöst werden. Die Alternative ist eine steigende Intoleranz den sozial Schwächeren gegenüber, mit gleichzeitiger Rechtsradikalisierung und der notwendig folgenden autoritären Umschwenkung der Staatsgewalt.

Diese Betrachtungen sollen uns als Ausgangspunkt f�r eine genauere Analyse des angesprochenen Problemkreises und der m�glichen L�sungen dienen. Wir wollen hier zun�chst zwei Wege einer m�glichen Verbesserung der Situation in Betracht ziehen. Zuerst eine L�sung des Umweltproblems auf technischem Wege und sodann eine Alternative zum Zinsmechanismus, die uns schon am Anfang dieses Jahrhunderts von Silvio Gesell in seinem Buch "Die nat�rliche Wirtschaftsordnung" vorgeschlagen wurde.

Energie und Umweltschutz

Die gr��ten Umweltsch�den sind auf den Energiesektor zur�ckzuf�hren. Hier soll vor allem auf die sinnlose Verschwendung von den Rohstoffvorr�ten hingewiesen werden, welche sich im Laufe von Jahrmillionen in der Erdkruste geformt haben. Die Folgen dieser Verschwendung, vor allem f�r unsere Nachkommen, k�nnten katastrophale Ausma�e annehmen. Trotzdem sind die bis heute vorgeschlagenen Alternativen kaum mehr als Augenwischerei.

Wirkliche Alternative

Die wirkliche Alternative bringt uns der technologische Fortschritt. Die Kriterien f�r die Forschung hierf�r d�rfen jedoch nicht von den heutigen Strukturen der Wissenschaft bestimmt werden. Es liegt in der Natur der Erneuerung, da� das Ergebnis der Forschungen sich radikal vom bisher Bekannten unterscheiden mu�. Solange aber die staatlichen Forschungsinstitute die Richtung bestimmen, wird jede wirklich innovative Forschung im Keim erstickt. Wir sehen dies bei den Patent�mtern, wo schon bei den Vorpr�fungen rund die H�lfte der angemeldeten Erfindungen im Energiesektor abgewiesen werden, weil sie den derzeitigen "wissenschaftlichen Anschauungen" widersprechen.

Der Autor hat zum Thema Grundlagen der Physik an anderer Stelle ausf�hrlicher geschrieben. Als konkrete Beispiele sollen hier jedoch zwei Forschungsrichtungen aufgezeigt werden, eine mittel- bis langfristige und eine fast unmittelbar anwendbare.

Die langfristige Alternative liegt ohne Zweifel in einer radikalen Revision der Grundkonzepte der Physik. Es handelt sich hier um die Konversion der sogenannten Raumenergie. Das Konzept basiert auf der Pr�senz eines �beraus energiereichen �thers oder Raumhintergrundes und der M�glichkeit, diese allgegenw�rtige Energie direkt in elektrische Energie umzuwandeln.

Die Forschungen auf diesem Gebiet sind bisher von Einzelnen ohne �ffentliche Forschungsgelder durchgef�hrt worden. In vielen F�llen wurden diesen Forschern und Erfindern sogar Hindernisse in den Weg gelegt, von der Verweigerung des Patentschutzes gar nicht zu sprechen. Obwohl diese Forschungen interessante Ergebnisse erbracht haben, sind die sich daraus ergebenden Ger�te nie zur Serienreife entwickelt worden, teils wegen Mangels an Interesse und Forschungsgeldern, teils wegen der Unm�glichkeit, einen Patentschutz zu erreichen und des bedauerlichen Irrgalubens vieler Forscher und Erfinder, da� ein Patentschutz unabdingbare Voraussetzung f�r die kommerzielle Verwertung einer Erfindung sei.

Eine unmittelbar anwendbare Alternative zum Energieproblem ergibt sich jedoch aus einer intelligenten Verwendung des Wassers als Brennstoff.

Wasser besteht bekanntlich aus Sauerstoff und Wasserstoff. In den letzten Jahrzehnten wurden verschiedene Methoden entdeckt, die Wassermolek�le auf energiesparende Weise aufzuspalten und die daraus resultierenden Gase als normalen Brennstoff zu verwenden.

Diese Methode hat den Vorteil der unmittelbaren Anwendung, denn die heute existierenden Verbrennungsmotoren sowie die thermoelektrischen Kraftwerke k�nnten mit kleinen Ver�nderungen an den neuen Kraftstoff angepa�t werden. Das Wasser kann direkt "am Ort" aufgespalten werden und somit entf�llt das Transportproblem und das Problem der Explosivit�t des Wasserstoffgases. Als Brennstoff wird nur normales Wasser mitgef�hrt.

Es scheint, da� eine �hnliche L�sung zur Zeit in China erprobt wird. Aber Erfindungen dieser Art wurden auf der ganzen Welt schon vorgeschlagen. Die Erfinder warten darauf, da� sich jemand f�r ihre Arbeiten interessiert. Hier soll nur auf den Australier Yull Brown, auf den Neuseel�nder Archie Blue und auf den Amerikaner Stanley Meyer hingewiesen werden, aber zweifellos gibt es auch bei uns �hnliche Erfindungen, die in Vergessen geraten sind, wie die schweizerischen Postautos, die schon in den 50er und 60er Jahren mit Wasser im Tank fuhren, dann aber stillschweigend von "normal" motorisierten Fahrzeugen abgel�st wurden.

Leider sind es nicht immer �kologische Gesichtspunkte, die entscheiden, welche Technologie verwirklicht wird. Das Gewinnstreben spielt eine entscheidende Rolle. Das ist nicht verwunderlich, denn alle Investitionen m�ssen Gewinn (Zins) abwerfen.

Nullzins?

Ideal f�r das Unternehmertum und auch f�r den Staat w�re ohne Zweifel, den Zinssatz auf den Ausgleich des sich aus der Inflation ergebenden Wertverlustes zu beschr�nken, oder sich diesem Ziel zumindest zu n�hern.

Versuche in dieser Richtung wurden zwar unternommen, waren aber erfolglos. Erinnern wir uns nur an das Zinsverbot, das die gro�en Religionen erlassen haben, aber ohne einen wirklich durchschlagenden Erfolg. Man kann einfach wirtschaftliche Realit�ten nicht durch Moralgebote �ndern, auch wenn die dahinterstehende Autorit�t noch so gro� ist.

Wie w�re es also m�glich, den Nullzins zu verwirklichen? Die L�sung ist relativ einfach. Sehen wir uns zun�chst die finanzielle Seite der Wirtschaft etwas genauer an.

Die Wirtschaft ist vom ungehinderten Umlauf des Zahlungsmittels Geld abh�ngig. Ohne Geld funktioniert keine Wirtschaft und sogar die Geldmenge ist �beraus wichtig. Sie mu� jederzeit zu der Menge der angebotenen Waren und Dienstleistungen im richtigen Verh�ltnis stehen. L�uft zu viel Geld um, bewirkt dies eine Erh�hung der Preise (Inflation). Steht zu wenig Geld zur Verf�gung, dann ist die Folge Absatzstockung und Wirtschaftskrise.

Der Zins ist eine Art Belohnung f�r diejenigen, die Geld gespart haben und es nicht verleihen wollen. Er ist also eine Art "Lockmittel", das den Geldumlauf sicherstellen soll. Diese Funktion hat der Zins bisher auch immer recht und schlecht erf�llt, jedoch war der Preis f�r die Wirtschaft als Ganzes ungemein hoch. Die Verzerrung der Verm�gensverh�ltnisse, d. h. die Umverteilung von den Armen zu den Reichen hin, ist in einer sozial gerecht denkenden Gesellschaft einfach nicht mehr zumutbar.

Was k�nnen wir also tun? Hier eine sehr gedr�ngte Darstellung des von Gesell vorgeschlagenen Weges:

Wir k�nnen den Zins durch eine steuerliche Belastung der Liquidit�t abl�sen. Warum eine steuerliche Belastung der Liquidit�t? Ganz einfach: um den Umlauf des Zahlungsmittels ohne das Zinslockmittel zu garantieren.

Nat�rlich m�ssen wir zwischen Zahlungsmittel und Ersparnissen eine genaue Unterscheidung treffen. Die steuerliche Belastung von etwa 4 oder 5 % im Jahr w�re nur auf das Zahlungsmittel anwendbar, also auf Bargeld und auf die Liquidit�t in Girokonten und �hnlichen kurzfristig verf�gbaren Verm�genswerten. Die l�ngerfristig angelegten Ersparnisse hingegen w�ren von der steuerlichen Belastung nicht betroffen. Dies erkl�rt sich daraus, da� l�ngerfristige Anlagen von den Banken wieder als Kredite vergeben werden, also der Wirtschaft als Zahlungsmittel zur Verf�gung stehen.

Das Ergebnis dieser Besteuerung w�re eine Sicherstellung des Geldumlaufes, ohne die Notwendigkeit des Zinses, denn jedermann w�rde versuchen, so wenig Liquidit�t wie nur m�glich zu halten, um der Besteuerung zu entgehen.

Es handelt sich hier nicht um ein Zinsverbot. Wer Zinsen nehmen will, kann dies weiterhin tun. Der Zinssatz w�re jedoch merklich niedriger, denn durch die Besteuerung entst�nde ein betr�chtlich erh�htes Angebot an Anlagekapital, sehr zum Vorteil des Unternehmertums und der Wirtschaft im Allgemeinen.

Wie steht es mit dem Sparer und Anleger von kleinen und mittleren Verm�gen? W�re er nicht durch den Wegfall des Zinsgewinnes benachteiligt? Ganz im Gegenteil, denn durch die niedrigeren Zinsen w�rden die Lebenshaltungskosten derma�en verbilligt, da� die folgliche Ersparnis das fr�here Zinseinkommen in fast allen F�llen �bertreffen w�rde. Wenn wir dann noch in Betracht ziehen, da� mit der Besteuerung des Zahlungsmittels auch die Inflation unter Kontrolle gebracht werden kann und somit die Ersparnisse in ihrem Wert konstant erhalten bleiben, dann k�nnte man sagen, da� der Vorschlag allen Vorteile bringt: der Wirtschaft, den Staatskassen und der arbeitenden Bev�lkerung.

Eine Frage, die oft zur praktischen Durchf�hrbarkeit der Ideen Gesells gestellt wird ist, ob ein einzelnes Land eine solch tiefgreifende Reform des Finanzwesens einf�hren k�nnte, ohne auf den internationalen M�rkten Schiffbruch zu erleiden.

Ohne Zweifel ist dies eine berechtigte Frage. Die praktische Durchf�hrbarkeit dieser Vorschl�ge in einer internationalen Marktwirtschaft ist von ausschlaggebender Bedeutung und sollte genauestens studiert werden. Auf den ersten Blick d�rften jedoch keine un�berwindlichen Hindernisse bestehen, denn die Gesell'schen Vorschl�ge zur Geldbesteuerung sind wiederholt mit Erfolg in r�umlich beschr�nktem Gebiet verwirklicht worden, ohne Probleme mit der weiteren Umgebung zu schaffen. Die Gemeinde W�rgl in �sterreich z. B. hat mit diesem System w�hrend der Weltwirtschaftskrise ein kleines "Wirtschaftswunder" erlebt. Nat�rlich w�re es vorteilhaft, eine solche Reform in einem gr��eren Wirtschaftsraum einzuf�hren, anstatt in nur einem Land. Ich denke hier vor allem an die anstehende europ�ische W�hrungsreform.

Spekulation

Eine Besteuerung der Liquidit�t w�rde nat�rlich der Spekulation einen geh�rigen D�mpfer aufsetzen. Halten wir uns nur vor Augen, da� der durch die Banken abgewickelte internationale Zahlungsverkehr t�glich ein Vielfaches des Betrages erreicht, der zum Ausgleich der Handelsgesch�fte n�tig w�re. Mit einer weniger frei verf�gbaren Liquidit�t w�re wohl mit einer Abnahme dieses spekulativen Geldverkehrs zu rechnen.

Auf der anderen Seite best�nde aber die Gefahr, da� sich die gro�en Verm�gen, die bisher durch zinstr�chtige Anlagen und Spekulation eine m�glichst schnelle Vermehrung suchten, sich auf Grundst�cksspekulation zu verlegen versuchten. Grund und Boden ist in beschr�nktem Ma�e vorhanden. Durch Aufkaufen von Grundst�cken k�nnte sich eine Monopolsituation ergeben und die Eigent�mer k�nnten versuchen, durch Verpachtung der Grundst�cke die Rendite zu erzwingen, die vormals vom Zins garantiert wurde.

Ist aber eine Situation vorhergesehen, so kann sie auch leicht verhindert werden. Gesell hat vorgeschlagen, die Grundst�cke nach und nach in Gemeinde- oder Stadteigentum �bergehen zu lassen, und sie in langfristigen Pachtvertr�gen zur Nutzung freizugeben.

Es w�re hierzu keineswegs vorgesehen, Grundst�ckseigent�mer zu enteignen. Es w�rde gen�gen, der Gemeinde oder Stadt ein Vorkaufsrecht bei Grundst�cksverk�ufen einzur�umen und die in Privateigentum verbleibenden Grundst�cke einer Besteuerung zu unterwerfen, die etwa gleich hoch oder etwas h�her als der Pachtpreis eines vergleichbaren Grundst�ckes sei. Die Vergabe der Grundst�cke zu Bauzwecken oder zur anderweitigen Nutzung sollte so transparent wie m�glich gestaltet werden. Gesell schlug �ffentliche Versteigerung vor.

Diese Neuregelung des Grundst�ckseigentums w�re f�r die Allgemeinheit von Vorteil. Sie w�rde der Grundst�cksspekulation einen Riegel vorschieben. Die Stadt oder Gemeinde erhielte ein betr�chtliches autonomes Einkommen, das zur Verwirklichung einer Sozialreform zur Verf�gung st�nde. Auch w�re es m�glich, bei der Verpachtung von Grundst�cken Auflagen zu machen, um eine umweltvertr�gliche Nutzung des Gemeindegrundes sicherzustellen. Eine solche Neuregelung des Grundst�ckseigentums w�re also ein wichtiger Bestandteil der vorgeschlagenen Finanzreform, um der vorhersehbaren Bodenspekulation einen Riegel vorzuschieben.

Inflation

Eine Wirtschaft, welche die Besteuerung der Liquidit�t eingef�hrt hat, w�re in der Lage, die Inflation mit verh�ltnism��ig geringem Aufwand v�llig unter Kontrolle zu halten.

Wir haben gesehen, da� die Inflation eine Folge zu gro�er Liquidit�t ist. Die Zentralbank hat die Aufgabe, die Liquidit�t so zu regeln, da� weder Inflation noch Rezession entstehen. Dies ist beim gegenw�rtigen System sehr schwierig, denn der Zins ist kein verl��licher Regelmechanismus. Bei niedrigem Zins ist die Gefahr der Inflation sehr gro�. Bei hohem Zins wird zwar die Inflation gebannt, aber die Kosten f�r die Wirtschaft sind ungemein hoch. Das Unternehmertum leidet an Knappheit finanzieller Mittel, die Staatsverschuldung mu� teuer verzinst werden und ganz im Allgemeinen werden ungemeine Mengen des Zahlungsmittels aus der Wirtschaft "abgesahnt", um sie den gro�en Verm�gen zu �bergeben.

Mit dem vorgeschlagenen System hingegen w�re die Zentralbank in der Lage, die Liquidit�t direkt durch Ausgabe oder Einzug von Bargeld und Kredit zu steuern. Der Zinssatz w�rde nur vom Markt bestimmt und h�tte keinen direkten Einflu� mehr auf das wirtschaftliche Geschehen. Die Ausgabe und der Einzug von Liquidit�t w�ren nur durch einen einzigen Faktor zu bestimmen - den Preisindex.

Steigender Index = Inflation ---> Einzug von Liquidität.

Fallender Index = Deflation ---> Ausgabe von Liquidität.

Der Zentralbank w�re und mit dem neuen System endlich ein wirksames Mittel in die Hand gegeben, die Preisstabilit�t sicherzustellen und somit ihrer Hauptaufgabe nachzukommen.

Teilbeschäftigung

Wir haben oben schon gesehen, da� die Wirtschaft sich in einer �bergangsphase befindet. Von der Vollbesch�ftigung werden wir auf eine Teilbesch�ftigung �bergehen. Da kann man nat�rlich zetern und sich aufregen. Man kann aber diesen �bergang auch als positive Entwicklung sehen und sich auf die Ver�nderungen vorbereiten. Wenn wir durch technischen Fortschritt endlich in der Lage sind, alle notwendigen G�ter mit der Arbeit von nur einem Teil der Bev�lkerung herzustellen, dann sollte dies eigentlich Grund zum Feiern sein. Wir machen (im Ganzen gesehen) Fortschritte!

Endlich wird es m�glich sein, sich mehr und mehr mit kreativen Dingen zu befassen. Kunst in allen Formen sollte gro� geschrieben sein. Forschung, technischer Fortschritt, individuelle Kreativit�t sollten gef�rdert werden. Es gilt, ein immenses menschliches Potential einer gesellschaftlich nutzbringenden Bestimmung zuzuf�hren.

Nat�rlich werden auch tiefgreifende Ver�nderungen im sozialen Bereich n�tig werden. Der Lebensunterhalt aller - unabh�ngig davon ob sie eine Besch�ftigung im heutigen Sinne haben - mu� sichergestellt werden. Nicht der zentrale Staat sondern die einzelnen Gemeinden sollten den sozialen Bereich bestimmen. Zu diesen Ver�nderungen m�chte ich mich hier jedoch nicht weiter aussprechen. Eine eingehende Diskussion der M�glichkeiten w�re vonn�ten. Eines ist jedoch sicher. Die Ver�nderungen kommen unaufhaltsam auf uns zu und ich glaube es w�re eine gute Idee, uns so bald wie m�glich Gedanken �ber unsere Zukunft zu machen.

Kurz zusammengefaßt

Die hier vorgestellten Ideen sind nur als Ausgangspunkt, als Beitrag zur Diskussion dar�ber aufzufassen, wie wir uns das Leben und die soziale Organisation im n�chsten Jahrtausend vorstellen wollen.

Nat�rlich ist der Rahmen dieses Artikels nicht geeignet, ein vollst�ndiges Programm zu geben, sondern lediglich eine Vorstellung, einen Denkansto�.

Die politischen und sozialen Kr�fte, die diese Vorstellungen aufgreifen und weiterentwickeln, werden an Gewicht gewinnen, denn die Ver�nderungen sind in gewissem Sinne schon vorprogrammiert. Dieser Artikel zeigt lediglich eine "nat�rliche" Entwicklungsrichtung auf.

Die hier vorgeschlagene Entwicklungsrichtung w�rde Folgendes erm�glichen:

Josef Hasslberger
Rom, Italien
Juni 1993