WIE LANGE KÖNNEN WIR UNS DEN ZINS NOCH LEISTEN?
Warum denn leisten? - wird hier mancher einwenden. Den Zins zahlen doch die Banken! Wir legen Geld aufs Sparkonto oder kaufen
Bundesanleihen oder Pfandbriefe und die Bank im einen Fall oder
Vater Staat im anderen zahlen uns einen bestimmten Prozentsatz an Zins. Was soll denn daran schon verwerflich sein?
Sehen wir uns den Zins jedoch einmal etwas genauer an. Er ist, in seiner ursprünglichen Form, eine Abgabe an den Sparer, die ihn dazu veranlassen soll, sein Erspartes nicht zu horten sondern wieder in Umlauf zu geben.
AUSTAUSCH VON WAREN
Das Geld hat die Funktion, den Austausch von Waren und
Dienstleistungen zu vermitteln. Dieser Austausch, insgesamt
gesehen, ist was wir "Wirtschaft" nennen. Jeder Fortschritt vom
primitiven H�hlendasein bis hin zur heutigen Zivilisation basiert auf der Arbeitsteilung, die durch den Austausch von G�tern und Dienstleistungen erst erm�glicht wird. Der Austausch funktioniert gut, wenn die Geldmenge der Menge an angebotenen Waren und Dienstleistungen angepa�t ist.
INFLATION UND DEFLATION
Ist die Geldmenge zu klein im Vergleich mit den angebotenen Waren und Dienstleistungen, so stellen wir zuerst eine Absatzstockung fest, sodann ein allgemeines Fallen der Preise (Deflation) und zu guter Letzt eine wahre Rezession, das hei�t Arbeitslosigkeit, Bankrott von Fabrikationsbetrieben und Handelsunternehmen, Hunger und allgemeine Not. Im umgekehrten Fall, wenn also die Geldmenge gr��er ist als das entsprechende Angebot von Waren und Dienstleistungen, wird die Wirtschaft "�berhitzt", die Preise steigen, es folgt also die Inflation.
Dies ist nat�rlich den Zentralbanken bekannt und so versucht man, mit entsprechender Vergr��erung oder Verminderung der Gesamtgeldmenge und mit einer Manipulation des Zinssatzes diese
beiden Extremf�lle zu verhindern. Die Schwierigkeit hierbei ist
jedoch, da� eine genaue Bestimmung der umlaufenden Geldmenge
f�r die Zentralbank fast unm�glich ist, solange das Geld auch von Privaten willk�rlich dem Verkehr entzogen und diesem (meist im wirtschaftlich denkbar ung�nstigsten Moment) wieder zugef�hrt werden kann.
Der Erfolg dieser Steuerma�nahmen ist somit unsicher und tendiert fast immer zur Inflation, denn man zieht gew�hnlich das
kleinere von zwei �beln vor und erkauft sich die Konjunktur, das
gute Funktionieren des Austausches also, mit einer mehr oder
weniger "schleichenden" oder "galoppierenden" Geldentwertung.
Dagegen w�re im Prinzip gar nichts einzuwenden, wenn die
Inflation unser Erspartes nicht so rasant zusammenschrumpfen
lie�e. Der Sparer fl�chtet sich also in "sichere" Anlagen wie
Grundst�cke oder H�user oder in "hochverzinste" Papiere, um dem allgemeinen Wertverlust zu entgehen.
ZINS UND INFLATION GEHEN HAND IN HAND
G�be es den Zins nicht und w�ren die Preise einigerma�en stabil, w�rden viele unserer Mitb�rger es sich �berlegen, ob sie ihr erspartes Geld investieren oder auf die Bank bringen und es so dem Kreislauf der Wirtschaft wieder zuf�hren w�rden. Der Zins sozusagen als "Lockvogel" und die Inflation als ein regelm��ig zu erwartender Verlust dr�ngen uns jedoch dazu, den Wert unserer Ersparnisse durch eine "krisenfeste" Anlage zu sch�tzen. In diesem Sinne sind Zins und Inflation notwendig, um Ersparnisse dem Wirtschaftskreislauf wieder zuzuf�hren, beide haben jedoch unerw�nschte Nebenwirkungen. Die Wirkungen der Inflation sind uns mehr oder weniger allen klar, die des Zinses sind jedoch nicht so offensichtlich und wir wollen sie hier etwas n�her beleuchten.
URZINS
Unseres Wissens nach gibt es den Zins seit einigen Jahrtausenden,
seit dem Zeitpunkt also, wo man das Geld als allgemeines
Tauschmittel einf�hrte. Er war eine notwendige Folge dessen,
da� man der "Verfl�chtigung" des nicht in unbegrenzten Mengen
verf�gbaren Tauschmittels, verursacht durch den bekannten
menschlichen Spartrieb, entgegenwirken mu�te. Der Zins war,
zumindest im Altertum, das einzige praktikable Mittel, das Geld,
meist gleichbedeutend mit den Edelmetallen Gold und Silber, die
gern gespart und auch gern zu Schmuck verarbeitet wurden,
einigerma�en im Umlauf zu erhalten.
Der reine Zins oder Urzins, wie Silvio Gesell ihn bezeichnet, der
Teil des Zinses also, der �brigbleibt, wenn man eine Risikopr�mie und einen "Inflationszuschlag" abzieht, ist seit mindestens zwei Jahrtausenden stabil. Er betrug schon zur Zeit der R�mer und betr�gt auch heute noch etwa 4 - 6 % im Jahr.
Da der Zins von Natur aus eine "arbeitsfreie" Einnahmequelle der
Reichen auf Kosten der Armen ist, wurde er von verschiedenen
Religionen als ungerecht angeprangert und verboten. Nur konnten
diese Verbote auf lange Sicht keinen Erfolg haben, denn der Zins
war, wie oben dargelegt, eine unabdingbare Notwendigkeit, wollte
man nicht aus Geldmangel in tiefe Rezession versinken.
WERTFREIES TAUSCHMITTEL
Im Idealfall w�re unser Geld als wertfreies Tauschmittel anzusehen, dessen einzige Funktion das Vermitteln des Austausches
von G�tern und Dienstleistungen ist. Die Funktion eines Wertspeichers, eines Sparmittels also, ist f�r das Bargeld nicht
mit der Tauschmittelfunktion zu vereinbaren.
Wie kommt es also, da� das Tauschmittel f�r seine Benutzung
eine Geb�hr verlangen kann? Gerade dieser obengenannte Konflikt
zwischen den beiden Funktionen Tauschmittel und Sparmittel ist es, der dem Geld erlaubt, Zins zu erheben.
Das Geld ist den Waren und Dienstleistungen �berlegen in dem
Sinne, da� der Besitzer des Geldes keinem Angebotszwang
unterliegt. Sein Geld ist morgen noch genauso gut wie heute. Der
Besitzer von Waren oder der Produzent von Dienstleistungen
hingegen hat es immer eilig, zu verkaufen. Die Waren verlieren an
Wert; die Dienstleistung, die heute nicht "verkauft" werden kann,
kann morgen nie und nimmer "nachgeholt" werden. Der Besitzer des Geldes ist also in diesem Sinne den Anbietern von Waren und
Dienstleistungen �berlegen und das Geld kann eine Geb�hr f�r
seine Dienste verlangen - den Zins.
WER ZAHLT?
Wenn wir unser Geld "f�r uns arbeiten lassen", erhalten wir Zins. Klingt gut und logisch, aber wer zahlt letzten Endes? Irgend jemand mu� immer daf�r arbeiten, wenn ein anderer ein arbeitsfreies Einkommen erhalten soll. Die wunderbare Geldvermehrung gibt es leider nur in der Werbung der Banken.
Der Zins ist ein verstecktes Aufgeld, das in allen Preisen schon ganz selbstverständlich enthalten ist und ein "Abgeld", das von Löhnen und Gehältern abgezogen werden muß. Jeder Händler schlägt notgedrungen den für Kredite zu bezahlenden Zins auf seine Warenpreise. Jeder Hersteller muß Rohmaterial und Fabrikanlagen verzinsen. Jede Wohnungsmiete enthält ihren versteckten Zinsanteil. Der Prozentsatz: etwa zwischen 30 % (für Waren) und 70 % (bei der Wohnungsmiete).
So kommt es also, da� �ber neun Zehntel (90 %!) der Bev�lkerung weitaus mehr Zinsen in versteckter Form zu bezahlen
haben, als sie jemals f�r ihre Ersparnisse von der Bank oder vom
Staat bekommen werden. Etwa 5 % der Bev�lkerung sind
zinsneutral, sie nehmen also etwa so viel an Zinsen ein, wie sie auf der anderen Seite zu bezahlen haben.
Nur 3 % der Bev�lkerung profitieren wirklich vom Zins. Sie erhalten das, was �ber 90 % der Bev�lkerung aufgrund des Zinses
mehr ausgeben m�ssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Nicht gerade ein Paradebeispiel f�r soziale Gerechtigkeit.
WOHNUNGSNOT
Nicht genug damit, da� der Zinsanteil bei den Wohnungsmieten
einen horrenden Prozentsatz erreicht. Der Zins verursacht auch
die chronische Wohnungsnot. Wird n�mlich aus irgendeinem Grunde mehr gebaut als gew�hnlich und sinkt damit der Durchschnitt der Mieten zu stark, dann "rentiert" sich der Wohnungsbau nicht mehr und jede weitere Baut�tigkeit wird vor�bergehend eingestellt, bis die Voraussetzungen wieder gegeben sind, den normalen 70 % Zinsanteil aus den Wohnungsmieten herauszuholen. Nur wenn durch Wohnungsnot die Mieten wieder auf "normale" H�he gestiegen sind, wird der Wohnungsbau wieder aufgenommen. Der soziale Wohnungsbau schafft hier zwar etwas Erleichterung, aber die Zinslast wird nur umverlegt - auf den Steuerzahler. Letzten Endes zahlen wir also doch.
VOLKSWIRTSCHAFT
Aus Volkswirtschaftlicher Sicht gesehen ist der Zins ein Luxus, den sich auf die Dauer kein Staat leisten kann. Die Verschuldung der �ffentlichen Hand mit den damit einhergehenden Zinslasten, die von jedem Staatshaushalt als erster und unantastbarer Ausgabeposten abgezogen werden m�ssen, ist ein Problem, das
jedem ernsthaften Politiker schweres Kopfzerbrechen bereitet.
Eine geradezu verheerende Wirkung zeigt der Zinsmechanismus aber bei den Entwicklungsl�ndern. Man spricht hier von der
Schuldenbombe, durchaus nicht weniger gef�hrlich als die
Atombombe, denn t�glich sterben Tausende in diesen L�ndern,
weil ihre Regierung von den Zinsforderungen geradezu erdr�ckt
wird und somit f�r wirtschaftliche Entwicklung oder gar f�r
Sozialprogramme wenig oder gar nichts mehr �brig bleibt. Was wir Entwicklungshilfe nennen, ist meist nicht mehr als ein Tropfen
auf den hei�en Stein. Am meisten betroffen sind die armen Nationen Afrikas und S�damerikas; aber auch Osteuropa und die
Staaten, die aus der Sovietunion hervorgegangen sind, werden bald
for denselben Problemen stehen.
Auf Ansuchen einiger s�damerikanischer Schuldnerstaaten wird
sich demn�chst der internationale Gerichtshof in Den Hag mit der
Schuldenfrage auseinanderzusetzen haben. Die Klage ist darauf
gerichtet zu entscheiden, was wichtiger ist: Die Erf�llung des
Vertrages mit den Banken und Zahlung der Zinsen, auch wenn die
Zinss�tze sich in den letzten Jahren verdoppelt und verdreifacht
haben, oder die moralische Verpflichtung einer Regierung ihrer
Bev�lkerung gegen�ber, den B�rgern zumindest das �berleben zu garantieren.
Es bleibt zu hoffen, da� der internationale Gerichtshof die Zinsproblematik selbst einer eingehenden Untersuchung unterzieht,
denn es geht hier um das nackte �berleben von Millionen unserer
Mitmenschen.
UMWELT
Die meisten heute auftretenden Umweltsch�den sind eine direkte
Folge des Zinsunwesens.
Es werden nur diejenigen wirtschaftlichen Verhaltensweisen finanziert, die "sich rentieren", die also in kurzer Zeit den
abzuf�hrenden Zins abwerfen. Daran �ndern auch die engagierten
Eins�tze von umweltbewu�ten Mitb�rgern nur wenig.
Atomkraft ist nun mal mit gro�en (und profitablen) Investitionen
verbunden. Verbrennung von Erd�l und seinen Raffinerieprodukten in Automotoren und Kraftwerken lohnt sich besser, als etwa das Verbrennen von Wasserstoff.
Saubere Chemie ist deshalb nicht m�glich, weil der Zins dabei nicht mehr in gen�gendem Masse erwirtschaftet werden kann. So etwa nach dem Motto: Lieber den Dreck in den n�chsten Wasserlauf leiten, als "unrentabel" zu werden.
Wo Ver�nderungen im Namen des Umweltschutzes eingef�hrt werden, handelt es sich zumeist um Kuckuckseier, die nur dem Namen nach umweltfreundlich sind, auf der anderen Seite aber kr�ftig verdienen lassen. Die Rechnung mu� stimmen.
Jemand verdient sehr gut an all dem Platin, das in die Katalysatoren gestopft wird. Und die Kat-Technik ist alles andere als unumstritten. Abgesehen von zweifelhafter Wirksamkeit auf kurzen Fahrstrecken (Stadtverkehr) und bei hohen Geschwindigkeiten (Autobahn) spricht man von neuen schädlichen Substanzen, die der Katalysator und das hierfür notwendige bleifreie Benzin erstmals in die Umwelt setzen. Besonders Dr. Hans Nieper hat mit mehreren Veröffentlichungen in der Zeitschrift "raum&zeit" auf diese Gefahren hingewiesen. Der Ersatz der CFKs (Chlorofluorocarbon Kühlmittel) durch etwas weniger schädliche aber dafür viel teurere Substanzen wird Milliarden kosten. Wer profitiert? Dieselben Chemiekonzerne natürlich, welche auch die früheren Gefriermittel hergestellt haben.
So geht's nun mal. Der Profit (sprich Zins) ist heilig. Ohne ihn
l�uft nichts.
Und wenn da jemand gar mit Wasserstoffbrennzellen oder kalter
Kernfusion, mit einem Nullpunktenergiekonverter oder einem
anderen wirklich sauberen Energieherstellungsverfahren
daherkommt, dann wird er bald herausfinden, da� das ganze Gerede von Umweltschutz und sauberer Energie eben nur f�r solche F�lle gilt, die eine gute Rendite versprechen. Um eine gute Rendite zu versprechen, m�ssen diese Verfahren investitionsintensiv und somit zinsversprechend sein. Auch sollten sie m�glichst schon bestehende Investitionen, wie Kraftwerke, �berlandleitungen, Raffinerien, Bohrt�rme und Motorenfabriken nicht �ber Nacht zum alten Eisen zu werfen versprechen.
So bremst der Zins also den technischen Fortschritt, der gewisse
Umweltprobleme sehr wohl l�sen k�nnte. Auch verhindert oder
erschwert er die Verwirklichung von langsichtigen, aber auf kurze
Zeit nicht rentablen umweltschonenden, rohstoffkonservierenden
Initiativen.
ABHILFE DURCH FREILAND, FREIGELD
Die Frage ist nun mehr als berechtigt, wie man dem Zins begegnen
k�nnte. Warum sollte uns gelingen, was seit Jahrtausenden
versucht, aber nie in die Tat umgesetzt wurde, n�mlich die
Abschaffung des Zinses mit all seinen wettbewerbsverf�lschenden
Wirkungen?
Ein ermutigender Ansto� kommt aus der Arbeit Silvio Gesells,
�ber den John Maynard Keynes su sagen hatte: "Ich glaube, da�
die Zukunft mehr vom Geiste Gesells als von jenem von Marx lernen
wird."
Gesell pl�dierte f�r die Abschaffung der Goldw�hrung, welche die Geldmenge immer von zuf�lligen Funden abh�ngen lie�. Er war hiermit erfolgreich, auch wenn ihm die geb�hrende Anerkennung f�r seine Leistung nicht zuteil wurde.
Er pr�gte ferner die Begriffe "Freiland" und Freigeld" und wollte mit ihnen eine Wirtschaft einf�hren, die frei vom Zinszwang jedem den angemessenen Anteil am allgemeinen G�teraustausch versprach.
BODENREFORM
Absolute Freiz�gigkeit f�r alle Weltb�rger, Abschaffung der
staatlichen Hoheitsrechte in Bezug auf Grund und Boden (und somit
der Grenzz�lle), sowie Vergemeindlichung des Besitzes von Grund
und Boden waren seine Ziele. Der Privatbesitz im Allgemeinen sollte nicht angetastet werden. Nur der Grund und Boden, wie im �brigen auch ganz selbstverst�ndlich das Wasser und die Luft, sollten Eigentum der Allgemeinheit sein.
Die von der Gemeinschaft aufgekauften L�ndereien sollten
unver�u�erliches Eigentum der Allgemeinheit bleiben und sollten
im Pachtverfahren meistbietend an Einzelpersonen oder Gesellschaften zur Nutzung vergeben werden. Die Gemeinde als
Eigent�mer des Grundes k�nnte nat�rlich die Verpachtung von
verschiedenen Auflagen (wie Abwasserbeseitigung, Sanierung von
Erosionssch�den, Wiederaufforstung usw.) abh�ngig machen. Die
Laufzeit der Pachtvertr�ge sollte lange genug sein, um auch
Hausbesitzern eine gen�gende Sicherheit zu geben.
Der Pachterl�s sollte laut Gesell an die M�tter nach Anzahl der
zu erziehenden Kinder verteilt werden, denn die Zukunft des Landes h�ngt ja von den M�ttern und ihren Kindern ab. Der
Betrag dieses M�ttergehalts w�rde ein vielfaches des heutigen
Kindergeldes erreichen und w�re - wie im �brigen auch die
Pachtversteigerungen - allen Personen zug�nglich, die im Lande leben, unbeschadet ihrer urspr�nglichen Nationalit�t.
GELDREFORM
Das "Freigeld" sollte mit einer im Gelde schon enthaltenen Umlaufsicherung ausgestattet werden. Es würde sich hier um eine Art Geldsteuer, eine jährliche Entwertung um etwa 5 % für das Bargeld und das auf Girokonten zum Ausgeben bereitgehaltene Geld handeln. Damit sollte der Besitzer von Bargeld dazu angehalten werden, das Geld so schnell wie möglich wieder in Umlauf zu bringen, entweder durch den Kauf von Waren, durch Investition oder durch Verleihen. Der Vorteil des Geldes den Waren und Dienstleistungen gegenüber wäre somit aufgehoben. Das Geld wäre, wie die Waren, zum Umlauf gezwungen.
Eine genaue und sichere Steuerung der Gesamtgeldmenge wäre nun möglich und somit eine absolute Stabilität der Währung bei anhaltender Konjunktur. Die Zentralbank hätte die Aufgabe, die Kaufkraft der Währung stabil zu halten, durch Vergrößerung der Geldmenge (bei fallendem Preisindex) und durch Einziehen von Geld (im Falle steigender Preise). Die jährliche Geldentwertung käme der Allgemeinheit als eine Art Steuer zugute.
Der Zinszwang wäre somit aufgehoben und nach einiger Zeit würde die nunmehr leichte Verfügbarkeit des Geldkapitals eine Verzinsung dieses Kapitals überflüssig machen. Der allgemeine Zinssatz würde auf Null hin tendieren, vorausgesetzt er würde nicht durch andere Einflüsse (z.B. staatliche Intervention) künstlich hoch gehalten.
VERWIRKLICHUNG
Sicherlich ist die Verwirklichung dieser Ideen nicht problemlos. Was jedoch auf der anderen Seite auf dem Spiel steht, ist nichts weniger als unsere Zukunft. Unsere Umwelt wird die von der Zinswirtschaft verzerrten Verhältnisse bestimmt nicht mehr auf lange Sicht aushalten.
Zum anderen geht es hier nicht um das Anbieten eines Patentrezeptes. Diese Veröffentlichung soll ein Beitrag zum Verständnis des Problems sein und wenn sie zumindest imstande ist, jemanden nachdenklich zu stimmen oder gar eine Diskussion auszulösen, dann ist der Zweck mehr als erreicht.
Zum weiteren Studium für Interessierte empfehle ich das Buch von Silvio Gesell: "Die natürliche Wirtschaftsordnung".
Josef Hasslberger
Rom, Italien
März 1992