EIN NEUES BEWUSSTSEIN

Wir werden uns immer neuer Dinge bewußt. Dies ist ein täglicher Vorgang und ist an sich nichts ungewöhnliches. Der Lernvorgang, oder eben die Bewußtseinsbildung, wird von wahren und klar dargelegten Informationen gefördert. Sie wird von unwahren oder verstümmelten Informationen behindert und sogar abgetötet.

Zeitschriften, die Informationen unzensiert und in einer Weise darlegen, die zum Nachdenken und Mitdenken anregt, tragen zur Bewußtseinsbilding bei.

Der Großteil der Massenmedien aber, einschließlich Presse, Fernsehen und Kino, sind - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - von einer abstumpfenden, quasi verblödenden Qualität. Sie werden als Instrumente der Propaganda mißbraucht und sind somit voller tendenziöser, verfälschter Informationen. Dies verhindert eine freie Meinungs- oder Bewußtseinsbilding.

Besonders das Fernsehen ist mit seiner prepotenten Art, Bilder zu vermitteln ohne je die Zeit zu geben, diese kritisch zu analysieren, eines unserer stärksten "Umweltgifte". Ein übermäßiger Genuß kann leicht zu Trägheit, Kritiklosigkeit und zu einer falschen Selbstzufriedenheit führen, Zeichen dafür, daß der nunmehr Süchtige seinen Platz in der vom Bildschirm aufgebauten und weitgehend kontrollierten Realität gefunden hat.

Trotz alledem gibt es einen stark anwachsenden Kreis von Menschen, die sich mehr und mehr bewußt werden. Bewußt in dem Sinne, daß sie sich nicht von den Massenmedien einschläfern lassen, bewußt ihrer selbst und ihrer Umwelt. Es ist modern, geistige Fähigkeiten zu erfahren und zu erforschen. Grüne Parteien und Organisationen leisten einen Beitrag zu dem allgemeinen Erwachen. Es ist modern, ökologisch zu denken und zu handeln. Ist das aber genug, um wirklich einen Umschwung herbeizuführen?

RAUMSCHIFF ERDE

Buckminster Fuller hat den Ausdruck vom "Raumschiff Erde" geprägt und er hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Was ist die Erde schon anderes als ein Raumschiff, ob wir es zu lenken wissen oder nicht? Als Raumschiff befindet die Erde sich innnerhalb des Spiralnebels, den wir Milchstraße oder Galaxis nennen. Wir sind uns nur nicht recht bewußt, daß außer der Menschheit, die auf der Erde lebt, eben andere Wesen auf diesem und anderen Planeten leben; die meisten von ihnen aktive Teilnehmer einer Gemeinschaft innerhalb dieser Galaxis.

Mit unseren Kriegen zwischen den verschiedenen Staaten, Kriegen um die Kontrolle von Rohstoffen und zu machtpolitischen Zwecken, sind wir nicht gerade ein Beispiel von Vernunft und Zivilisation. Es ist an der Zeit, daß wir uns der Galaxis, in der sich unser Sonnensystem befindet, bewußt werden und unseren Platz in ihr einnehmen als eine Zivilisation, die aus ihren internen Streitigkeiten herausgewachsen ist.

Was meiner Ansicht nach fehlt, ist eine umfassende Planung, wohin das "Raumschiff Erde" denn gelenkt werden soll. Es gibt tausend gute Ideen, tausend Iniziativen, viele von ihnen lobens- und nachahmenswert, aber keine ganzheitliche Philosophie, die all die einzelnen Ideen und Iniziativen auf eine definitive Emanzipazion unserer Zivilisation hinführen könnte.

Zudem wird ein Großteil aller positiven Kräfte sorgfältig erfaßt und in "unschädliche" oder zumindest wenig wirksame Aktivitäten geleitet. So ist es mit dem Umweltschutz und mit vielen anderen Bewegungen, die aus ihrer ursprünglichen Richtung oft in eine völlig andere, von den Gründern durchaus nicht gewollte Zielstellung umgeleitet werden. Identifikation ist eine Grundvoraussetzung zur Kontrolle eines jeden Phänomens. In anderen Worten, so lange eine Bewegung nicht klar definiert und identifiziert werden kann, nicht in eine bekannte Schablone hineingesteckt werden kann, ist sie auch kaum zu kontrollieren (hier im negativen Sinne von fehlzuleiten).

So kommt es leider, daß der Großteil der gut gemeinten Anstrengungen von willigen Menschen in nutzlosen, wenn auch oft recht spektakulären Aktionen verpufft, und am Status Quo nichts, aber auch gar nichts, geändert wird.

Worin drückt sich nun das neue Bewußtsein aus, das sich trotz allem Widerstand von ober her langsam aber sicher breitzumachen beginnt? Es gibt hier die mannigfaltigsten Ausdrucksformen. Jede von ihnen ist aber in der einen oder anderen Weise in direktem Gegensatz zu dem, was wir heute noch als etabliert bezeichnen.

MEDIZIN

Es gibt eine Reihe verschiedener Formen der Naturheilkunde oder alternativen Medizin. Daß bei uns trotzdem die Allopathie die allein seligmachende medizinische Autorität darstellt, liegt an einer Reihe von Umständen, die mit dem Wert der Therapiemethoden in keinerlei Verbindung stehen. Sie können am besten unter den Begriffen Geld (Farmazeutische Produktion) und Kontrolle der Massen sowie einzelner unbequemer Individuen (Psychologie und Psychiatrie) zusammengefaßt werden.

Eine Medizin, die sich ihres Namens nicht schämen soll, müßte zumindest ohne oder mit minimalen Nebenwirkungen arbeiten. Sie sollte zudem wo immer möglich nur den körpereigenen Abwehr- und Wiederaufbaukräften Hilfestellung leisten. Ihre Kenntnis der biologischen und biochemischen Vorgänge im menschlichen Körper sollte sie zu schneller, sicherer Diagnose und zur zeitlichen Verhütung aller derjenigen Krankheiten befähigen, die vom Gleichgewicht der biochemischen Elemente im Körper beeinflußt werden.

Außer den bei Unfallfolgen wirklich nötigen Eingriffen sollte die Medizin hauptsächlich im diagnostisch-präventiven Bereich tätig sein. Nicht das Bekämpfen von Krankheiten, sondern das Erreichen optimaler körperlicher Gesundheit und somit die Vorbeugung gegen Erkrankungen sollte die Zielstellung der Medizin bestimmen. Vorbeugung heutzutage erschöpft sich weitgehend in Schutzimpfungen, die außer direkten Folgeschäden auch eine generelle Schwächung des Immunsystems zur Folge haben. Wie lange wird es dauern, bis diese Erkenntnis bis in die Gesundheitsministerien durchsickert?

TECHNIK

Was heutzutage an Technik angeboten wird ist meistens alter Hut, ein wenig aufpoliert, mit verchromten Zierleisten versehen, innen aber dem Zeitalter der Dampfmaschinen näher als dem dritten Jahrtausend. Selbst Atomkraftwerke, die so ziemlich den maximalen Stand der heutigen Technik widerspiegeln, sind wenig mehr als modifizierte Dampfturbinen, die statt Holz oder Kohle das hochgefährliche Uran als Wärmequelle benutzen.

Die Technik von morgen wurde hundertmal, ja tausendmal erfunden. Sie ist jedoch immer wieder in den Schubladen der "konventionellen" Energiekartelle verschwunden. Wenn die Erfinder nicht gekauft werden konnten, wurden sie in anderer Weise handlungsunfähig gemacht und in einigen Fällen auch kaltgestellt. Es sind wohl doch zu große Mengen Kapital und damit Macht im Spiel, als daß man die Fossilenergie so einfach vergessen könnte. Wenn Regierungsstellen heutzutage alternative Energieprojekte fördern, dann tun sie das nur dort, wo ein Erfolg höchst unwahrscheinlich erscheint (siehe Solarstrom und "Windmühlen"). Wirkliche Erneuerungen wie zum Beispiel die kalte Kernfusion in Elektrolytzellen oder die Aufbereitung von Wasserstoff aus Wasser durch Brennstoffzellen direkt "am Ort", d.h. auch im Auto, werden totgeschwiegen. Von Förderung keine Rede.

Das große Interesse bei internationalen oder nationalen Tagungen, die sich mit innovativer Technik befassen zeugt jedoch davon, daß eine immer größere Anzahl von Personen es satt hat, sich an der Nase herumführen zu lassen. Auch ohne Forschungsgelder der Regierungen und ohne das Placet der wissenschaftlichen Kapazitäten geht der Fortschritt unaufhaltsam weiter. Und wenn der Durchbruch kommt, wird er die unbeweglich gewordenen Strukturen mit umso größerer Macht wegfegen.

Die Technik der Zukunft wird eine kostengünstige dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Das Transportwesen wird durch magnetische Levitation und sodann durch Antigravitation revolutioniert werden. Die Raumfahrt wird nicht länger Monopol von Supermächten sein, sondern wird - mit neuen Antriebsmethoden - auch für Private erschwinglich werden.

Auch wird wohl die Sicherheit der Technik für den Menschen einen größeren Raum einnehmen, als das bisher der Fall ist. Wir können nicht viel länger unsere Wohngebiete mit Mikrowellen und anderen schädlichen Strahlungen beschießen, ohne daß wir alle diesem Wahnsinn zum Opfer fallen. Hier greifen Medizin und Technik ineinander über. Solange medizinische Kapazitäten aber die Strahlungsschäden z.B. von Bildschirmen, Handys oder Mikrowellenherden als nichtexistent abtun, wird auch die Industrie kaum dazu bewegt werden, eine menschengerechte Technik zu entwickeln.

POLITIK

Ich glaube nicht, daß wir in diesen Dingen von Politikern Hilfe erwarten können. Sie haben alle Möglichkeiten, Veränderungen herbeizuführen aber ihre Unfähigkeit, sich vom Status Quo loszureißen ist so offensichtlich, daß sie eigentlich recht pathetisch wirken. Nicht nur die Parteien sind in der Krise, sondern das ganze politische System. Es verliert mehr und mehr an Glaubwürdigkeit.

Angefangen von der Verleugnung der Existenz außerirdischer Flugobjekte, die von vielen unabhängigen Beobachtungen bestätigt wurde, bis hin zur technischen und medizinischen Engstirnigkeit, die den Fortschritt auf diesen Gebieten praktisch unmöglich macht, hat die Politik ihre Unfähigkeit erwiesen, auf Veränderte Umstände mit einer Erneuerung zu reagieren.

Man könnte mit Recht sagen, daß die Politiker sich zu Handlangern einer multinationalen und durch Reichtum unglaublich machtvollen Clique reaktionärer Banditen degradiert haben. Auch wenn es noch nicht möglich ist, die Banditen beim Namen zu nennen, ist ihr Einfluß auf das internationale Geschehen doch überall zu sehen und zu spüren. Jedenfalls sind immer mehr Menschen es satt, dem Spiel tatenlos zuzusehen.

ZINS- UND MIETSYSTEM

Einer der Gründe, warum die einen Reichtum und Macht anhäufen und die anderen für diese arbeiten ist unser Finanzsystem, das ich als Zins- und Mietsystem bezeichne.

Es gibt verschiedene Vorschläge, ein Finanzsystem ohne Zinsen aufzubauen und praktische Versuche dieser Art wurden auch vereinzelt gemacht, aber immer rechtzeitig verboten. So führte der Bürgermeister von Wörgl vor dem Zweiten Weltkrieg zinsloses Geld in seiner Gemeinde ein und wurde prompt von der Zentralbank zurückgepfiffen. Verschiedene Tauschgemeinschaften, die ohne Geld und vor allem ohne Zinsen auskommen wollten, wurden ebenso verboten. Kein Wunder, denn der Zins bringt jährlich Unmengen von Geld in die Hände derjenigen, die es verstanden haben, auf die eine oder andere Art Reichtum zu erwerben.

Dem Normalbürger jedenfalls frisst die vom Zins mitverursachte Inflation jeden Verdienst schnell wieder auf.

Schon als Idee ist der Zins verwerflich, denn er lässt das grundlegende Prinzip vom Austausch außer Acht. Das Prinzip des Austausches ist eines der fundamentalen Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ware gegen Ware, Ware gegen Geld oder gegen Dienstleistung, oder Ware gegen das Versprechen einer künftigen Leistung ausgetauscht wird. Geld in diesem Sinne ist nur ein Mittel, das den Tausch erleichtert. Es hat in sich und für sich keinen Wert.

Die Idee vom Zins verletzt das Prinzip des Austausches, indem ein an sich wertfreies Tauschmittel (das Geld) zur Ware erhoben wird und eine Gegenleistung für den Besitz oder die Benutzung des Tauschmittels verlangt wird. Diese anscheinend kleine Verletzung des Austauschprinzips führt mit der Zeit zu unvorstellbaren Verzerrungen in der Verteilung des Tauschmittels, bis am Ende durch den Mechanismus von Zins und Zinseszins das Tauschmittel (Geld) und somit auch der Großteil der Werte (Waren oder Besitztümer) sich in den Händen einer verhältnismäßig kleinen Clique befinden.

PHILOSOPHIE

Meines Erachtens wäre es Aufgabe der Philosophie, uns diese Zusammenhänge klarzumachen und uns vor Fehltritten, wie dem des Zinses, zu bewahren. In dieser Hinsicht hat die Philosophie aber kläglich versagt. Weder der Marxismus-Kommunismus noch unser westlicher Kapitalismus hat diese Zusammenhänge je klar herausgestellt.

Die Philosophie ist eine Analyse des Geschehens und ein Aufzeigen von alternativen oder besseren Wegen. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan, vor allem wenn die Presse gegen jede Häresie mit Donnergetöse zu Felde zieht oder - wo immer möglich - den Häretiker gar nicht zu Worte kommen läßt. Häretiker ist natürlich jeder, der was anderes sagt, als die derzeit Machthabenden.

PERSÖNLICHES BEWUSSTSEIN

Was können wir, sozusagen "Normalbürger" tun, um trotz aller widriger Umständen unser Raumschiff auf den richtigen Kurs zu bringen?

Als erstes müssen wir uns im klaren sein, welches Ziel wir erreichen wollen. Sodann muß ein jeder von uns so handeln, als ob er der einzige sei, der dieses bestimmte Ziel erreichen will. Also nicht auf den anderen warten, und vor allem nicht auf eine Partei, eine Organisation oder Regierung, die das für ihn erledigen soll.

Zuletzt müssen wir unser Tun so ausrichten, daß jede Entscheidung und jede Handlung zum Besten nicht nur unser selbst, sondern auch unserer Umwelt gereicht.

Umwelt in diesem Sinne für eine Person ist in konzentrischen Kreisen zu sehen, die zuerst die Familie erfassen, mit ihrer Funktion als Keimzelle der Gesellschaft, and Stätte der Fortpflanzung, sodann immer größere Gruppen bis hin zum Staat und sogar zur ganzen Menschheit. Damit ist es aber noch nicht getan. Die Kreise müssen sich weiterhin in die Tier- und Pflanzenwelt und in den umgebenden Raum, also die Erde in ihren physischen Dimensionen erstrecken, bis hin zur geistigen, also nicht-physischen Dimension des Menschen, seiner Seele und sogar zur Gottes-Dimension, also der Idee eines Schöpfers, einer religiösen Dimension.

Dies alles ist Teil der Umwelt - Person, Familie, Gruppe, Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt, physische Welt, seelisch-geistige Sphäre und das göttlich religiöse. Eine jede unserer Entscheidungen muß nun so ausgerichtet sein, daß sie nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Umwelt zugute kommt. Das heißt, unser Egoismus ist nicht nur auf uns als Person ausgerichtet, nicht nur auf unsere Familie, sondern auf unsere gesamt Umwelt (einschließlich unser selbst). Nur so können wir wirklich ökologisch bestimmte Entscheidungen treffen, und nur dann haben wir eine Chance, das Raumschiff Erde endlich aus seiner Isolation herauszuführen.

Dieser Aufsatz soll keineswegs zur Revolution aufrufen. Er soll besinnlich stimmen. Je mehr Personen wirklich ihren eigenen Standpunkt finden und diesen zu vertreten wissen, je größer die Zahl derjenigen, die es verstehen, ihr Leben auf ein gewisses Ziel hin auszurichten und ihre Umwelt in ihre Entscheidungen mit einzubeziehen, desto eher wird es möglich sein, daß wir unseren Platz in der galaktischen Gemeinschaft einnehmen.

Josef Hasslberger
Rom - Italien
1990